MILCH OHNE HONIG - Das Bienensterben und seine Folgen

BetonwüstenMonokulturen und die Klimakrise bedrohen die Bienen, die Artenvielfalt und damit unser gesamtes Ökosystem. Diese besondere Graphic Novel zeigt in wunderschönen Bilder die Bedeutung der Bienen für uns Menschen und regt nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Handeln an.

Milch ohne Honig Bienensterben

Eine Welt ohne Bienen wäre eine graue Welt.
Eine düstere Zukunft.
Denn die Welt der Bienen ist auch die der Menschen.

Eine Geschichte über die Bedeutung der Bienen
Und ihr Verschwinden.
Ein Raum zwischen Poesie und Wissenschaft.

Schatten der Zukunft.
Und ein Hoffnungschimmer.

 

Hanna Harms
Milch_ohne_Honig
Wunderschön gezeichnet und schonungslos ehrlich

Milch ohne Honig

Darum geht es:

Bienen sind für ein Drittel unserer Nahrungsmittel verantwortlich. Angezogen von duftenden Blüten könnten sie uns ein Paradies ermöglichen, in dem Milch und Honig fließen. Doch Betonwüsten, Monokulturen und die Klimakrise bedrohen die Bienen, die Artenvielfalt und damit unser gesamtes Ökosystem. Wir steuern einer Zukunft voller Entbehrungen entgegen, wenn wir weiterhin die Natur ausbeuten und zerstören, die von Insekten gestaltet und erhalten wird. Wie können wir unseren gemeinsamen Lebensraum schützen?

Die junge deutsche Zeichnerin Hanna Harms visualisiert die vielfältigen Aspekte der Situation in poetischen Bildern – schonungslos ehrlich.

Bienenexperte Prof. Dr. Jürgen Tautz ordnet die Situation der für uns so wichtigen Tiere mit einem Nachwort in einen größeren Kontext ein.

Umweltfreundliche Herstellung und Ausstattung
Besonders umweltfreundliche Herstellung und Ausstattung

Cradle to Cradle

Bei diesem Buch wurde ganz besonders auf eine umweltfreundliche Herstellung und Ausstattung geachtet. Die Produktion des Buchs folgt dem Designkonzept "cradle to cradle" ("von der Wiege zur Wiege"), das auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft basiert. Nach dem Motto „Abfall ist Nahrung“ werden Cradle to Cradle-Produkte so konzipiert, dass bereits vor ihrer Produktion definiert ist wie ihre Inhaltsstoffe nach ihrem Leben wieder rückgeführt werden können – sei es in den biologischen Kreislauf, wie zum Beispiel in die Biosphäre oder in den technischen Kreislauf/Recycling. So entsteht weder Müll noch Abfall. 

Mehr Informationen findest Du auf der Website der Druckerei Gugler und auf der Cradle to Cradle NGO Website.

Milch ohne Honig

Fakten über das Bienensterben

Die Bienen spielen eine entscheidende Rolle in unserem Ökosystem. Rund 80% der heimischen Kultur- und Wildpflanzen sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig. Die restlichen 20 Prozent gehen auf das Konto von Hummeln, Fliegen und anderen Insekten. Damit ist die Biene das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein. Bei der Nahrungsaufnahme von Nektar und Pollen tragen sie Pollen von Blüte zu Blüte und sorgen somit für die Fortpflanzung zahlreicher Blüten- und Nutzpflanzen. Durch die Bienenbestäubung wird nicht nur eine Vielfalt an Nahrungsmitteln gesichert. Im Obstbau kann der Ertrag durch die Bienenbestäubung sogar um ein Vielfaches gesteigert werden!

Doch der Einsatz von Insektiziden, die weitverbreiteten Monokulturen in der Land- und Forstwirtschaft, die Versiegelung von Flächen bei der Anlage von Gärten und Parks und nicht zuletzt der Klimawandel, der dafür sorgt, dass immer früher blühende Pflanzen den Rhythmus der Tiere durcheinander bringen, bedrohen die Bienen mehr denn je. Damit gerät auch die Nahrungsmittelproduktion für die Menschen stark in Gefahr.

Ohne Bienen würden von bis zu drei Vierteln der Nutzpflanzen stark schrumpfen - oder müssten künstlich bestäubt werden. Vor allem verschiedene vitaminreiche Obst- und Gemüsesorten, wie zB Gurken, Erbsen, Bohnen, Äpfel, Kirschen, Beeren und Samen, aus denen Öl gepresst wird, wären von einem starken Ertragsrückgang betroffen. Laut Umweltbundesamt hängen rund 85 Prozent der Erträge im Pflanzen- und Obstbau in Deutschland von der Bestäubung der Honigbienen ab. 

Es gibt bereits Regionen auf der Welt, in der die Bienen vollkommen ausgestorben ist. In der chinesischen Region Sichuan wurden durch Pestizide fast alle Insekten getötet. Die Bestäubung der Obstbäume wird dort per aufwändiger Handarbeit von Arbeitern übernommen. 

Aber nicht nur Nahrungsmittel würden knapper und damit auch deutlich teurer. In vielen Kosmetikprodukten befinden sich Inhaltsstoffe, für deren Herstellung Bienen nötig sind, wie zum Beispiel Zitrusfrüchte und Shea-Butter. Auch die Baumwollpflanze erblüht mithilfe der Bienen. Die Hälfte der weltweit hergestellten Kleidung besteht aus Baumwolle.

Bereits 2015 veröffentlichte eine Forschungsgruppe der Harvard T.H. Chan Hochschule eine Studie wonach das Ende der Bienen zu einem Rückgang der weltweiten Früchte-Ernte um rund 23 Prozent führen würde, die Gemüseernte um rund 16 Prozent, die von Nüssen und Getreide um rund 22 Prozent. In ärmeren Ländern wären demnach zusätzlich 71 Millionen Menschen von Vitamin-A-Mangel betroffen. Die Wissenschafter schätzten, dass dies zu 1,42 Millionen zusätzlichen Todesfällen pro Jahr führen könnte.

Die Hälfte der 450 Wildbienen-Arten in Deutschland ist bedroht oder bereits ausgestorben, der gesamte Insektenbestand schrumpft dramatisch, bereits um mehr als 75 Prozent in den letzten 30 Jahren!

Hauptursache des Bienensterbens ist die Landwirtschaft, die mit den Monokulturen und flächenmäßigen Einsatz von Pestiziden den Lebensraum der Bienen zerstört. 

Was kann ein Einzelner tun, um die Bienen zu schützen?

Kauf Bio!

Lebensmittel, die aus herkömmlichem, d.h. nicht aus Bio-Anbau stammen, werden auf den Feldern meistens mit Pestiziden behandelt. Einige der Pflanzenschutzmittel töten aber nicht nur Schädlinge, sondern sind auch äußerst gefährlich für Bienen. Kaufe daher so oft wie möglich Bioprodukte, diese stammen aus ökologischer Landwirtschaft, die auf den Einsatz chemisch synthetischer Pestizide und reine Monokultur verzichten.

Jede Blüte zählt!

Lass es erblühen, wo immer es geht. Ein akkurat geschnittener Rasen bietet keinen Lebensraum für nützliche Insekten. Ein komplett gepflasteter und steiniger Vorgarten schon gar nicht. Schaffe zumindest einige natürliche Ecken im Garten mit Wildblumen, die von Frühjahr bis zum Herbst erblühen und verzichte auch im heimischen Garten auf den Einsatz von Pestiziden und auf mit Pestiziden behandelten Pflanzen. Auch Insektenhotels und eine Bienentränke sind eine gute Möglichkeit um Bienen und anderen nützlichen Insekten eine lebenswertes Umfeld zu schaffen.

Stoppe Bienenkrankheiten!

Spüle dein leeres Honigglas immer aus, bevor Du es in den Glascontainer gibst! Warum? Vor allem Import-Honig enthält häufig Sporen der Bienenkrankheit "Amerikanischen Faulbrut", die ganze Bienenstämme ausrottet. Für den Menschen sind diese Sporen ungefährlich, sollten sich aber heimische Bienen an den Honigresten im Container bedienen, besteht die Gefahr, dass sie sich infizieren und die Krankheit sich auch hierzulande weiter ausbreitet. Am besten ist es auch hier auf regionale Produkte zurückzugreifen und diese Krankheiten gar nicht erst zu importieren.

Hanna Harms

Hanna Harms

Hanna Harms wurde 1994 geboren und ist Illustratorin und Comicautorin. Im Interview erzählt sie mehr über sich und das mit dem GINCO AWARD in der Kategorie „Best Non Fiction Comic” ausgezeichnete "Milch ohne Honig".

Erzähl uns ein bisschen über dich und deinen Werdegang. Wie bist du zum ersten Mal mit dem Medium in Berührung gekommen und was hat dich als Künstlerin am Comic interessiert?

Derzeit studiere ich Illustration im Master an der HAW Hamburg. Davor habe ich an der Münster School of Design mit einem Semester an der Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem studiert. In Jerusalem habe ich dann bei Rutu Modan meinen ersten Comic gezeichnet und hatte großen Spaß daran. Ich habe Comics aber schon seit meiner Kindheit gelesen und bin vor allem mit frankobelgischen Geschichten aufgewachsen. Das klingt vielleicht banal, aber mich reizt an Comics besonders, Text und Bild zu einer fortlaufenden, sich gegenseitig ergänzenden Erzählung zu verbinden. Es gefällt mir, die Möglichkeit sowohl zur Darstellung komplexer Vorgänge und Zusammenhänge als auch von Atmosphäre und Poesie zu haben. Und dass ich währenddessen, zwischen der anfänglichen Recherche und den letzten Fusseln, viele so unterschiedliche Dinge tun kann.

Dein erstes langes Projekt ist nun „Milch ohne Honig”, eine sehr eigenwillige Mischung aus Essay, Poesie und Sachbuch zum Thema Bienensterben und ökologische Nachhaltigkeit. Wie kamst du auf dein Thema und warum wolltest du diese Geschichte erzählen?

„Milch ohne Honig” hat 2019 als meine Abschlussarbeit begonnen. Vor einigen Jahren habe ich etwas darüber gelesen, wie eng die Kulturgeschichte der Menschheit mit der Geschichte der Bienen verwoben ist. Während weltweit die Nachrichten über das Insektensterben immer mehr wurden, ging mir dieses Paradox zwischen einer beinahe göttlichen Erhöhung der Bienen und gleichzeitig der rücksichtslosen Zerstörung ihres Lebensraumes durch die Menschen nicht mehr aus dem Kopf. Für die Veröffentlichung habe ich das Buch dann noch etwas erweitert.

Könntest du uns ein bisschen über deinen Zugang zu dem Thema erzählen? Wie hast du zu deiner eigenen Comicsprache gefunden?

Es war mir wichtig, genau diese Verbindung zwischen Poesie und Wissenschaft auch darzustellen, ohne dabei auf Klischees zurückzugreifen. Der Fokus vieler Projekte über Bienen bedient die klassische Bienenästhetik mit lieblichen Sechsecken und schwarzen Kulleraugen. Oder aber die Werke sind sehr informativ und wissenschaftlich geprägt, dann aber überwältigend umfangreich. Zwischen diesen beiden Extremen möchte ich einen Raum zum Nachdenken schaffen, sowie gleichzeitig über die Hintergründe für notwendige Veränderung informieren. Die Bilder zeigen, was der Text nicht sagen kann und andersherum. Dabei liegt der Fokus auf den Insekten. Die Menschen sind nur durch ihr Handeln und dessen Auswirkungen sichtbar. Dieser Ansatz hat mir bei der Entwicklung der Bilder sehr geholfen. Und dass ich beispielsweise bewusst auf Sprechblasen verzichte, ist weniger ein beabsichtigter Bruch mit der konventionellen Comicsprache, als die für mich logische Schlussfolgerung eines erzählenden Textes ohne Charaktere