Genau das tut die Kinderbuchillustratorin Melanie Garanin mit diesem Buch. Nach dem tragischen Tod ihres jüngsten Sohnes reagiert sie auf ihre eigene Art: Sie zeichnet. Es entsteht eine Graphic Novel, in der ihre Verzweifelung und Wut ebenso Platz haben wie die schönen Erinnerungen und der Humor; ein Buch, das nichts beschönigt und doch Mut macht. Melanie Garanin illustriert seit Jahren mit zauberhaft leichtem Strich und viel Humor nicht nur Kinderbücher, sondern sie dokumentiert im selben Stil seit 2009 ihren Alltag in ihrem Blog.
Kurze Texte und kleine Zeichnungen aus ihrem Skizzenbuch zeigen Familie, Haustiere, Arbeit und berichten ab Anfang 2015 auch von der Leukämieerkrankung ihres Sohnes. Als Nils Garanin ein paar Monate später plötzlich verstirbt, ist das ein unfassbares Drama. Dazu kommt, dass die Eltern der Meinung sind, dass es bei anderer medizinischer Behandlung nicht so hätte kommen müssen, ihre Klage jedoch abgewiesen wird. Melanie Garanin sucht nach einer eigenen Form der Wiedergutmachung.
Die Illustratorin nutzt dafür die ihr vertrauten Mittel: Aus den Miniaturen ihres Blogs entwickelt sie einen ganz besonderen Stil für eine Graphic Novel. Dass der so liebevoll und leicht ist, noch dazu farbig aquarelliert, scheint vordergründig nicht zu einer dermaßen dramatischen Geschichte zu passen, entpuppt sich aber als die Brücke, die den Leser*innen den Zugang dazu ermöglicht. Während ihre Erzählung das Drama beschreibt, ohne es abzuschwächen, finden in den knappen Texten auch Wut und Trotz ihren Platz.
In den Bildern schließlich zeigt sich eine unbändige Fantasie, die mit Komik und märchenhaften befreienden Elementen spielt, ohne in Eskapismus zu verfallen. Während der Arbeit an diesem Buch wurde aus der Wut der Autorin mehr und mehr der Mut, den wir uns für die kleinen und großen Herausforderungen des Lebens wünschen.